Theorie tl;dr: Über das Lesen

Too long; didn’t read: Texte aus Drehbuch-, Film- und Welttheorie, kurz, knapp, bündig zusammengefasst und auf ihren Wert fürs filmschreiben hin geprüft. Heute der Essay „The Persisiting Vision: Reading the Language of Cinema“ von Martin Scorsese.

In 140 Zeichen (Was ist das?):

#Scorsese: Der Grund unserer Faszination für Film, für Licht, Bewegung, Zeit und das Zwischen-den-Bildern-Sehen, ist: weil es uns verbindet. — Arno (@filmschreiben) 5. August 2015

In 50 Worten (Was ist das?): Martin Scorsese nennt vier Elemente des Films: Licht, Bewegung, Zeit, und etwas, das er Schlussfolgerung nennt. Das sind imaginäre Bilder im Kopf des Zuschauers, die zwischen den montierten Bildern des Films entstehen. Unsere Rezeption hat sich gewandelt, auch unter dem Eindruck der aktuellen Bilderflut, Scorsese mahnt zur Konservierung von Filmen.

Die Erkenntnis: Diese Elemente von denen Scorsese spricht sind nicht filmexklusiv – das Licht gehört ebenso zur Photographie, die Bewegung zum Tanz, die Zeit zum Beispiel zum Tonband – aber es sind Elemente, die den Film definieren. Und die auch symbolische Bedeutung für uns haben: Licht ist der Ursprung, Bewegung das Leben, Zeit heißt Erinnerung und Vergänglichkeit.

Das letzte Element, diese Schlussfolgerung, inference im Original ist natürlich interessant. Zwischen zwei montierten Bildern des Films entsteht ein drittes im Bewusstsein des Zuschauers. Vielleicht kann man es, so wie ich es oben getan habe, als Zwischen-den-Bildern-Lesen bzw. Sehen verstehen. Unter dieser Montage versteht Scorsese, wie Eisenstein, auf den er sich auch bezieht, Filmsprache (s. Theorie tl;dr: Über Bild- und Filmkomposition).

Aber Scorsese schreibt auch darüber, dass das Kino wie es war verschwindet, dass sich unsere Rezeption der Bilder verändert, unter dem Einfluss der permanenten digitalen Bilderflut. Bilder, die uns erreichen und wieder verlassen in einer Geschwindigkeit, die Kubricks Star Gate aus 2001 in den Schatten stellt. Dass wir unsere Lesefähigkeit dahingehend schulen müssen, um relevante Bilder noch erkennen zu können. Eine Bilder-Alphabetisierung so selbstverständlich wie das Lesen und Schreiben von Worten.

Das Zitat:

This is what fascinates me—sometimes it’s frustrating, but always exciting—if you change the timing of the cut even slightly, by just a few frames, or even one frame, then that third image in your mind’s eye [that you experience, when you put two shots together] changes too. And that has been called, appropriately, I believe, film language.

Von besonderem Interesse sind vielleicht die vielen Filme, die Scorsese in seiner kurzen, persönlichen Skizze der Filmgeschichte für erwähnenswert hält. Von alt nach neu: L’Arrivée d’un train en gare de La Ciotat (Lumière) (Wikipedia); The Great Train Robbery (Porter) (W.); The Musketeers of Pig Alley (Griffith) (W. (en)); Intolerance (Griffith) (W.); Citizen Kane (Welles) (W.); Ladri di biciclette (De Sica) (W.); The Day the Earth Stood Still (Wise) (W.); The Magic Box (Boulting) (W.); Vertigo (Hitchcock) (W.); 2001: A Space Odyssey (Kubrick) (W.); Hugo (Scorsese) (W.).

Das letzte Wort:

But my mother and father did love the movies. They weren’t in the habit of reading—that didn’t really exist where I came from—and so we connected through the movies.
And I realize now that the warmth of this connection with my family and with the images on the screen gave me something very precious. We were experiencing something fundamental together. We were living trough the emotional truths on the screen […]. These were things that we normally couldn’t discuss or wouldn’t discuss or even acknowledge in our lives.

Scorsese: The Persisiting Vision: Reading the Language of Cinema. Eigentlich bei The New York Review of Books, doch weil die Seite bei mir nicht lädt, musste ich auf film-foundation.org ausweichen. Und als Lesung gibt es das noch bei der National Endowment for the Humanities.

We can cover that by a line of dialogue...

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