Theorie tl;dr: Über die Schönheit der Filmfotografie

Too long; didn’t read: Texte aus Drehbuch-, Film- und Welttheorie, kurz, knapp, bündig zusammengefasst und auf ihren Wert fürs filmschreiben hin geprüft. Heute ein Ausschnitt aus Sidney Lumets Making Movies.

In 140 Zeichen (Was ist das?):

Die Visualität eines Films ist Konsequenz seines Inhalts: Figuren, Welt, Konflikt – und seiner Entwicklung. Der DOP ist Geschichtenerzähler.

In 50 Worten (Was ist das?): Kameraführung und Beleuchtung ergeben sich aus dem Inhalt der jeweiligen Stoffe: Brennweiten, Farben und Licht charakterisieren Protagonisten, entwickeln sich mit ihnen, stellen die Welt und ihre Wahrnehmung der Welt dar; doch immer so, dass der Zuschauer nicht auf die Mittel aufmerksam wird, sondern nur unterbewusst ihre Wirkung auf ihn spürt.

Die Erkenntnis: Lumet nutzt lange Brennweiten um Enge herzustellen, empfindsame Figuren weich zu zeichnen oder um die Sicht im Morphiumrauch zu vernebeln; kurze Brennweiten um Figuren immer in ihrer Umwelt, im Kontext ihrer Handlungen darzustellen; und beide um das Bild zu strecken oder zu stauchen, zu manipulieren, wenn es um Täuschung und Verrat geht. Er entsättigt die Farben bei Enttäuschung, und übersättigt sie bei Überwältigung. Licht lässt sich Lichtquellen zuordnen, um dokumentarisch zu wirken, kommt als Gegenlicht aus dem Hintergrund für Geheimnis und Schönheit, und von der Seite um Schatten durchs Bild zu werfen, die jede noch so kleine, vergessene Falte der uralten Welt offenbaren.

So funktioniert Erzählen mit der Kamera. Das Mittel entwickelt sich stets mit den Figuren und der Handlung. Dabei postuliert Lumet nie eine Grammatik, greift nie bei einem Film auf Ideen aus früheren Filmen zurück (zumindest nicht auf eine Art, die er für erwähnenswert hielte), sucht keine Regelmäßigkeit, keine Regeln, wie ein Wissenschaftler, der einen Versuch wiederholt, um auszuschließen, dass das Ergebnis des ersten nur Zufall war. Haben das andere für ihn getan?

Das Zitat: Meine Lieblingsidee aus all den Ideen.

Except for one instance, I never framed a shot so the sky was visible. The sky meant freedom, release, but Danny had no way out. The only shot that had sky in the frame was practically nothing but sky. Danny is walking on the Manhattan Bridge. […] He is contemplating suicide. By now that’s his only possible freedom, his only possible release.

Gutes Schlusswort: Musik!

Sidney Lumet: Making Movies (bei Google Books).

We can cover that by a line of dialogue...

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