Hernán D. Caro in faz.net über „Gomorrah“ und „1992“: Komplex und moralisch ambivalent:
„Der Sender habe entschieden, eine führende Rolle im italienischen Fernsehsystem zu übernehmen, und verstanden, dass es nur einen Weg gibt, Qualitätsserien zu produzieren: „Indem man den Autoren und Produzenten zuhört, sie bei ihrer Arbeit in Ruhe lässt und ihnen ermöglicht, ein Konzept bis zu seinen letzten Konsequenzen zu führen.“ […]
In Europa, erklärt Lusuardi, „gelten ganz andere Strukturen. Fast alle Filmschulen sind noch auf die traditionelle Produktion von Filmen konzentriert, und während die Arbeit an Qualitätsserien ein gut funktionierendes Team von Autoren voraussetzt, herrscht hier noch das Prinzip des Einzelautors. Damit wir brillante europäische Serien haben, müssen wir die Leute, die sie machen können, erst ausbilden.““
Stefan Ulrich in sueddeutsche.de über „1992“:
„Einen Reiz der Serie macht die Mischung aus Dichtung und historischer Wahrheit aus. Neben fiktiven Figuren à la Notte treten in 1992 reale Gestalten wie Di Pietro und Chiesa auf, die von Schauspielern gemimt werden. Andere, Berlusconi, Craxi oder Lega-Chef Umberto Bossi zum Beispiel, werden aus alten Filmdokumenten leibhaftig hineingeschnitten. […]
Die vielen, teils nur lose miteinander verbundenen Figuren und Schauplätze in 1992 fügen sich zu einem Puzzle jenes Jahres, das für nichtitalienische Zuschauer ganz schön verwirrend sein kann. Die historischen Fakten werden oft eher vorausgesetzt als erklärt. Die vielen Handlungsstränge machen die Serie allzu komplex. Etwas weniger wäre da mehr gewesen, das gilt auch für die zahlreichen Sexszenen, die den schweren Stoff würzen sollen.
Gut gelingt es den Produzenten allerdings, die Mechanismen von Macht, Verführung und Korruption in Italien aufzudecken, die bis heute fortwirken. Wütende Bürger, zynische Politiker, skrupellose Unternehmer und gerissene Marketing-Strategen gab es 1992, und es gibt sie heute.“
Jens Mayer in taz.de über „1992“:
„Mit „1992“ hat das Team eines der ambitioniertesten und komplexesten Fernsehprojekte der italienischen Fernsehgeschichte erschaffen. […]
„Wir haben uns in der ersten Staffel auf zehn Monate beschränkt – jede Folge erzählt einen Monat, um den Anfang des Wechsels in Italien zwischen 1992 und 1994 darzustellen. Wir würden also gerne eine Trilogie daraus machen.“ […]
Autorin Ludovica Rampaldi hat nicht nur für „Gomorrha“ geschrieben, sondern arbeitet seit zehn Jahren im Team mit Fabri und Sardo. In dieser Kreativunion will sie nach dem US-Vorbild des Showrunners agieren – gemeinhin der Serienschöpfer und Autor, der die kreative Kontrolle über die Produktion vom Casting bis zum Schnitt behält.
Ihre Einschätzung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens erinnert an die Kritik, die man den Sendern hierzulande gegenüber äußert: „So viele Jahre hatten wir keine Möglichkeit, unsere Gesellschaft in dieser Weise zu porträtieren. Unser Fernsehen richtete sich ausschließlich an alte Menschen, die sich versichern wollten, dass alles in Ordnung ist und sie sich um nichts Sorgen machen müssen, weil wir das perfekte Land sind […].“ […]
„Man braucht ein System, das einem erlaubt, etwas verrückt zu sein, um Einzigartiges zu schaffen“, plädiert Sardo für eine kreative Öffnung der starren Richtlinien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. […]“