Kommentar: Tatort – Die dritte Haut

Es ist interessant. Da war das große Thema des gestrigen Tatorts, Die dritte Haut, Selbstbestimmung und dann passieren aber die ständigen Nötigungen durch den Kommissar ganz unkommentiert, und die Kommissarin überlegt in einem der letzten Sätze der Folge laut, ob Obdachlose nicht im Gefängnis besser aufgehoben wären.

Mit geballter Kraft, Witz und Strategie – Wie Serienheldinnen Männerwelten erobern

Die Figur treibt die Handlung, die Handlung treibt die Figur. Lange bildeten diese Thesen die Grundlage für dramaturgische Entscheidungen. Doch der anhaltende Serienboom rückt zunehmend auch die Story World in den Vordergrund. Es wird breiter erzählt, die Nebenfiguren gewinnen damit an Relevanz und die sozialen Strukturen der Geschichte treten deutlicher hervor.

Inspiration – und dann? I: Von der Figur zur Handlung

Langeweile kann eine hervorragende Grundlage für Inspiration sein. Das lehren uns sogar die Geschichten selbst: erst, wenn der Held erkennt, dass er mit seinem Plan gescheitert ist, und sich im Tiefpunkt aller gewohnten Handlungsoptionen beraubt sieht, öffnet er sich neuen ungeahnten Möglichkeiten und Ideen. Anlässlich unserer neuen Häuslichkeit und wiederentdeckten Freizeit in Zeiten der Corona-Krise, eine Hilfestellung für das Entwickeln der ersten (oder zweiten, dritten, vierten, …) großen eigenen Geschichte.

Ein weiterer Drehbuchratgeber: „Das Drehbuch-Tool“ von Jens Becker

Jens Becker, Drehbuchautor, Regisseur und Professor für »Drehbuch und Dramaturgie« an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, veröffentlichte im April letzten Jahres einen Drehbuchratgeber mit dem Titel »Das Drehbuch-Tool: Charaktere und Struktur gestalten mit dem Enneagramm«. Becker hat bereits 2014 zwei Vorläufer vom »Drehbuch-Tool« veröffentlicht. Einen Großteil des Kanons der Drehbuchratgeber habe ich vor ein paar … Weiterlesen

Über die Entscheidungsfindung der Figuren – eine Lektüreempfehlung für Autor*Innen

Rolf Dobelli hat sich mit seinen Management- und Lebensratgebern einen Namen gemacht. Ob Anleitungen zum Leben wirklich nötig sind, das sei dahingestellt. Interessant ist aber, dass einige Beobachtungen und Stichpunkte aus „Die Kunst des klaren Denkens“ für Figurenentwicklung im Speziellen und Dramaturgie ganz allgemein fruchtbar gemacht werden können.

Erster Eindruck: Systemsprenger

Systemsprenger ist ein großartiger, schmerzhafter, weitgehend realistischer Film über ein Kind mit einer schweren Bindungsstörung und die Lücken in unserem sozialpädagogisch-psychiatrischen Versorgungssystem. Allerdings ist der Film potentiell auch sehr triggernd, durch die Darstellung von Traumatisierung, emotionaler Vernachlässigung und Gewalt. Insofern ist der Film dringend allen zu empfehlen, die sich so etwas ansehen können – allen anderen ist dringend davon abzuraten. Nachdem das gesagt ist, hier mein – weitgehend spoilerfreier – erster Eindruck.

dramaturgische Überlegungen zu GAME OF THRONES 8.2 _ The Knight of the Seven Kingdoms

Die zweite Folge der achten Staffel setzt einerseits die Verknüpfung von Bögen zu Situationen aus dem Beginn der Serie sowie zu relevanten Nebenhandlungen fort, indem die Autoren weitere Figuren in Winterfell eintreffen lassen oder Aktionen zwischen denen, die dort schon sind, stattfinden lassen. In dieser Folge werden mehrere Konflikte von vorherigen Handlungssträngen aufgelöst, um Figuren … Weiterlesen

MINDHUNTER: Die Figur des »Psychokillers« und wie man sie versteht

Als mir vor einigen Monaten ein Leser die Netflix-Serie Mindhunter empfahl, hatte ich nur den Trailer gesehen und erst einmal Desinteresse bekundet, da mir das Ganze schien, wie die typische »FBI jagt durchgeknallten Psychokiller«-Geschichte. Das Problem mit dieser Art von Geschichten ist die so oberflächliche wie unhinterfragte Gleichsetzung von »Psycho« (also dem Hinweis auf psychische Krankheit) und »Killer« (also Kriminalität).

Emily Blunt & Robert Habeck für Drehbuchschreiber

In der Wochenendausgabe der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 8./9. Dezember gab es ein Interview mit der Schauspielerin Emily Blunt. Hieraus eine Passage: Emily Blunt: Ich versuche meine Arbeit gut zu machen. Süddeutsche: Wie funktioniert das? Tief eintauchen. Man muss versuchen ihr Dilemma zu begreifen, die Situation & den Moment, in dem sie sich gerade befinden. Außerdem … Weiterlesen

Transformational Storytelling: A conversation with Tom Schlesinger

Over the last couple of months I had the chance to conduct a series of interviews with screenwriting teacher Tom Schlesinger about his approach to screenwriting and his two upcoming seminars in Munich and in Berlin. Here is a condensed version of what we discussed.

TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT (1+2): Welche Verantwortung haben Autor*innen?

Die Schöpferkraft eines Autors folgt leider nicht immer seinem Willen; das Werk gerät, wie es kann, und stellt sich dem Verfasser oft wie unabhängig, ja wie fremd, gegenüber. (Sigmund Freud) Wie auch immer man über die vieldiskutierte Netflix-Serie TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT (13 REASONS WHY) denkt, eines ist wohl unstrittig: Sie regt zum Nachdenken an … Weiterlesen