Was wir aus dem Erzählen über das Überzeugen lernen können

Wir sind eine Gesellschaft in Not. Allgemein (Klimakatastrophe), aber aufgrund der Pandemie und dank der unzureichenden gesellschaftlichen Antwort darauf aktuell und seit fast zwei Jahren auch im Besonderen. Aus dieser Gesundheit und Leben bedrohenden Not heraus, versucht eine Mehrheit eine Minderheit zur Impfung zu überzeugen – und scheitert bisher. Denn wie funktioniert das überhaupt: jemanden zu überzeugen? Aus der Dramaturgie und dem Erzählen lassen sich ein paar Empfehlungen ableiten.

Abschied vom Drama: Gesellschaft erzählen

Die nächste Heldenreise fällt uns Erzählerinnen und Erzählern schwer. Schon bei FilmStoffEntwicklung 2016 suchte Alfred Behrens nach einer »Widerstand der Ästhetik« durch eine »Ästhetik des Widerstands«, die statt Individuen Kollektive erzählt. Roland Zag kritisierte bei FilmStoffEntwicklung 2018, in einer Welt, die von Ohnmachtsgefühlen und tatsächlicher individueller Ohnmacht bestimmt werde, sei der sich selbst befähigende Held anachronistisch. Ich selbst bezeichnete die Heldenreise und ihr Verständnis von Fähigkeit, Verantwortung und Schuld in meiner Diskussion von Opfererzählungen als zynisch.

Wendepunkt: Die ›decision to Act‹

Die Drei-Akt-Struktur einer dramatischen Erzählung hat zwei entscheidende Momente: Die Wechsel vom ersten in den zweiten und vom zweiten in den dritten Akt. Sie haben in verschiedenen Drehbuchtheorien verschiedene Namen und verschiedene Beschreibungen, ich möchte hier eine Beschreibung anbieten, die sich für mich am hilfreichsten erwiesen hat. Denn diese Momente sind nicht nur entscheidende Momente, es sind Momente der Entscheidung.

Transformational Storytelling: A conversation with Tom Schlesinger

Over the last couple of months I had the chance to conduct a series of interviews with screenwriting teacher Tom Schlesinger about his approach to screenwriting and his two upcoming seminars in Munich and in Berlin. Here is a condensed version of what we discussed.

Held und Happy End – muss das sein?

Brauchen wir in jedem Film einen Helden und muss es immer glücklich enden? So einfach wie die Fragen sind die Antworten nicht. Ein Film kann durchaus anschauenswert und sogar spannend sein, wenn die Hauptfigur ein absoluter Durchschnittsmensch ist. Das erhöht sogar die Identifikationsmöglichkeit für das Gros der Zuschauer. Wir mögen nämlich Leute, die so sind … Weiterlesen

Die Entscheidung zu handeln: Aktive vs. passive Figuren

Figuren sind der Dreh- und Angelpunkt des Films. Sie haben die Handlung sprichwörtlich in der Hand, denn mit ihren Entscheidungen gestalten sie, was passiert. Eine Figur, und dann noch eine Hauptfigur, die weder handelt noch Entscheidungen trifft, ist vor allem eins: langweilig. Damit eine Figur in der Lage ist, einen Film zu tragen, muss sie … Weiterlesen

Von der Idee zur Story: Plotten

Ist die langwierige Ideensuche erst einmal vorbei, geht es darum, aus vielen Gedankenschnipseln eine dramaturgisch funktionierende Geschichte zu machen. Sobald wir an den konkreten Aufbau der Story gehen, zeigt sich, dass es sinnvoll war, sich bei der Ideensuche Zeit zu lassen. Vieles hat sich im Kopf schon zusammengesetzt, trotzdem aber gibt es zahllose Lücken, die … Weiterlesen

Logline & Outline formulieren: Die Story greifbar machen

In den vergangenen Wochen haben wir uns mit der Suche nach Ideen und der Festlegung eines Themas auseinandergesetzt. Es gibt viele verschiedene Techniken und Ansätze, um die richtige Idee für ein Drehbuchprojekt zu finden, und jeder Drehbuchautor hat seine eigenen Präferenzen, welche Methode für ihn am besten funktioniert. Ich für meinen Teil mag die Abwechslung … Weiterlesen

Brothers: A Tale of Two Sons – Die Heldenreise im Videospiel

Genauso wie sich die Filmdramaturgie aus Theatertheorien speist, lassen sich ihre Erkenntnisse auch auf andere Erzählformen anwenden. Auf Videospiele zum Beispiel, das habe ich hier im Blog schon mehrfach dargestellt. Zeit für die Frage: Wie funktioniert eigentlich ein Videospiel von einem Filmemacher? Brothers: A Tale of Two Sons ist ein Videospiel des schwedischen Entwicklers Starbreeze, … Weiterlesen

Die Heldenreise – Teil 3: Die Heilung

Die Heldenreise ist ein dramaturgisches Modell zur Gestaltung der Charakterentwicklung der Hauptfigur. Ihre zwölf Stadien beschreiben, wie die Hauptfigur ihre verletzten Funktionen – Körper, Geist, Seele, Herz – heilt und dadurch zum Helden wird. Die „Reise“ ist also primär nicht eine geografische, sondern eine emotionale, mentale oder seelische. Es ist eine Reise hin zu sich … Weiterlesen

Die Heldenreise – Teil 2: Die Zerstörung der ursprünglichen Ganzheit

Die zwölf Stationen der Heldenreise beschreiben die Charakterentwicklung der Hauptfigur. Sie ist eine Reise hin zu sich selbst, auf der die Hauptfigur den zerstörten ursprünglichen Seinszustand der Ganzheit wieder herstellt. Heldenreisen erzählen damit also Geschichten der Heilung eines verletzten Ichs. Sie lässt sich in fünf Phasen einteilen: die Welt des alten Ichs als Verlust der … Weiterlesen

Die Heldenreise – Teil 1

Was ist die Heldenreise? Die Heldenreise ist ein Erzählmuster. Sie findet sich bereits in der ältesten schriftlich überlieferten Geschichte der Menschheit wieder, dem über 4000 Jahre alten Gilgamesch-Epos: Gilgamesch ist der tyrannische Herrscher von Uruk. Als sein Gefährte Enkidu stirbt, bricht er auf, um Unsterblichkeit zu erlangen, findet stattdessen jedoch Weisheit und kehrt als gütiger … Weiterlesen