Inspiration – und dann? III: Vom Thema zur Erzählung

Die gute Idee ist ein Thema, beispielsweise: Klimakatastrophe, Sterbehilfe, Datenschutz, Pflegenotstand, Corona-Krise. Dass die genannten Beispiele gesellschaftliche und damit politische Themen sind, ist dabei kein Zufall. Wie wir im vorherigen Artikel festgestellt haben, ist eine Geschichte eine Geschichte über Bedeutungen. Und auch für das Thema gilt: In der Erzählung wird seine Bedeutung für die Figuren, ihre Konflikte und ihr Handeln dargestellt, seine Relevanz, und damit oft seine inhärent politische Natur.

Erster Eindruck: Ad Astra

Manchmal trüben mir Vorurteile die Wahrnehmung: Nach Ad Astra war ich mir sicher einen Debutfilm gesehen zu haben, und zwar nicht bloß den Debutfilm eines Nachwuchsautorenfilmers, sondern den eines gestandenen Produzenten, der jetzt auch mal einen eigenen Stoff entwickelt und sich dann selbst als Regisseur eingesetzt hatte, um sein Baby möglichst unbeschädigt von (dummen wie klugen) äußeren Einflüssen auf die Welt zu bringen.

Abschied vom Drama: Gesellschaft erzählen

Die nächste Heldenreise fällt uns Erzählerinnen und Erzählern schwer. Schon bei FilmStoffEntwicklung 2016 suchte Alfred Behrens nach einer »Widerstand der Ästhetik« durch eine »Ästhetik des Widerstands«, die statt Individuen Kollektive erzählt. Roland Zag kritisierte bei FilmStoffEntwicklung 2018, in einer Welt, die von Ohnmachtsgefühlen und tatsächlicher individueller Ohnmacht bestimmt werde, sei der sich selbst befähigende Held anachronistisch. Ich selbst bezeichnete die Heldenreise und ihr Verständnis von Fähigkeit, Verantwortung und Schuld in meiner Diskussion von Opfererzählungen als zynisch.