Erzählmuster II: Multilineare Erzählmuster

Gute Geschichten und Erzählungen folgen bestimmten vorhandenen und vielfach erprobten Mustern. Die populärsten strukturellen Erzählmuster lassen sich in drei Basis-Muster unterteilen: das chronologische Erzählmuster, a-chronologische Erzählmuster, um die es im letzten Artikel ging, und – darum soll es in diesem zweiten Teil gehen – multilineare Erzählmuster.

Erzählmuster I: Chronologische und a-chronologische Erzählmuster

Gute Geschichten und Erzählungen folgen bestimmten vorhandenen und vielfach erprobten Mustern. Für diese Aussage ernte ich in meinen Seminaren und Workshops oftmals Widerspruch: Wo bleibt die Kreativität, wenn man bereits vorhandenen Mustern folgt? Wo bleibt gar die Kunst? Meine Antwort darauf lautet dann: im Ausfüllen dieser Muster.

Erster Eindruck: Bird Box

Weil dramaturgische Analysen sehr zeit- und arbeitsaufwändig sind (und deshalb viel Geld kosten), und wir das nicht immer für diesen Blog leisten können, gibt es den Ersten Eindruck: Aktuelle Filme aus dem Kino und jetzt (neu!) auch aus dem Video on Demand, mit dramaturgischem Blick geschaut und vorgestellt. Unvollständig und selten detailliert, aber dafür ehrlich, spontan und aufs Wesentliche konzentriert. Heute: Bird Box, Buch: Eric Heisserer.

Abschied vom Drama: Gesellschaft erzählen

Die nächste Heldenreise fällt uns Erzählerinnen und Erzählern schwer. Schon bei FilmStoffEntwicklung 2016 suchte Alfred Behrens nach einer »Widerstand der Ästhetik« durch eine »Ästhetik des Widerstands«, die statt Individuen Kollektive erzählt. Roland Zag kritisierte bei FilmStoffEntwicklung 2018, in einer Welt, die von Ohnmachtsgefühlen und tatsächlicher individueller Ohnmacht bestimmt werde, sei der sich selbst befähigende Held anachronistisch. Ich selbst bezeichnete die Heldenreise und ihr Verständnis von Fähigkeit, Verantwortung und Schuld in meiner Diskussion von Opfererzählungen als zynisch.