Link: Wendepunkt N°44

Der Verband für Film- und Fernsehdramaturgie hat die 44. Ausgabe des Dramaturgiemagazins Wendepunkt herausgegeben. Thematischer Schwerpunkt sind Methoden der Stoffentwicklung: Timo Gößler und Katrin Merkel schreiben über den Writers‘ Room in Deutschland und Egbert von Wyngaarden über »agile Stoffentwicklung«.

Writersroom – Fluch oder Segen?

Im Sommer 2017 wurden über den Mail-Verteiler der Filmakademie Baden-Württemberg Autoren für eine Multicam-Sitcom gesucht, die im Writers‘ Room entwickelt werden sollte. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt viele Projekte auf dem Tisch hatte, entschied ich mich dennoch mitzumachen. Nicht nur weil ich ein großer Sitcom-Fan bin, sondern weil mich der Begriff „Writers‘ Room“ so fasziniert: Alle sprechen davon, kaum einer macht das. Das war meine Einschätzung – zumindest an den Filmhochschulen. Also schrieb ich der Produzentin eine Mail und machte auf meinem Schreibtisch Platz für ein weiteres Projekt.

Link: Script-Lab der Südtiroler Filmförderung veranstaltet Writer´s Room

RACCONTI #6, das Script Lab der Südtiroler Filmförderung IDM, sucht Autorinnen und Autoren für einen Writers Room sowie Autorinnen und Autoren, die ihr Serienprojekt mit Hilfe internationaler Serienexperten, etwa dem Englischen story consultant John Yorke (“The Missing”), weiter entwickeln möchten. In beiden Modulen soll mit einem innovativen Ansatz und der Hilfe von internationalen Experten, ein … Weiterlesen

Warum sind einige Serien international erfolgreich – und andere nicht?

Woran liegt es, dass us-amerikanische Serien wie DIE SOPRANOS, BREAKING BAD, THE WIRE, HOUSE OF CARDS, GAME OF THRONES, MAD MEN und skandinavische Serien wie BORGEN, KOMMISSARIN LUND (beide aus Dänemark) und DIE BRÜCKE (eine dänisch-schwedische Koproduktion) international so erfolgreich sind? Endgültig kann natürlich niemand genau sagen, warum ein Film oder eine Serie erfolgreich ist … Weiterlesen

Kollaboration und Intimität

Kollaboratives Schreiben kommt. Das ist gut und schwierig, weil Intimität gut und schwierig ist. Beim diesjährigen Sehsüchte-Festival sprachen UFA Lab-Produzenten über die Transmedia-Projekte Wer rettet Dina Foxx? und Dina Foxx – Tödlicher Kontakt. Schon vor einigen Jahren lernte ich im Studium einen schwedischen Alternate Reality Game-Designer kennen, der zwei Transmedia-Projekte entwickelt hatte. Im selben Studium … Weiterlesen

Ob das was wird mit der international erfolgreichen deutschen Serie?

Die Frage, die in der Diskussion um den seit ein paar Jahren anschwellenden Serien-Hype regelmäßig gestellt wird, ist, wann es endlich (seit Derrick, möchte ich hinzufügen) die international erfolgreiche deutsche Serie gibt. Momentan werden einige Kandidaten heiß gehandelt, u.a.: BABYLON BERLIN, die fast revolutionäre Co-Produktion der (einstigen) Todfeinde ARD und SKY. Der acht- bis zwölfteiliger … Weiterlesen

So geht man nicht mit Menschen um – nur mit Autoren

In einem etwas älteren Artikel in der FAZ beschreibt Markus Stromiedel seine Erfahrungen, die er als Autor mit Produktionsfirmen, Redaktionen und Verlagen gemacht hat. Kurz zusammengefasst: VerlagsautorInnen wird mit Wertschätzung begegnet –

„Herzlichen Dank, dass Sie uns Ihr Werk anvertrauen.“

– FernsehautorInnen nicht, ganz im Gegenteil:
FernsehautorInnen sind Erfüllungsgehilfen der Vorstellungen vieler Macher und Entscheider.

„Doch die negativen Erlebnisse sind symptomatisch für einen Geist, der in der Fernsehbranche herrscht und der meines Erachtens schuld daran ist, dass wir mit unserem fiktionalen Fernsehprogramm Zuschauer verlieren, schleichend, aber deutlich. Im Selbstverständnis vieler Macher und Entscheider sind Fernsehautoren Erfüllungsgehilfen ihrer eigenen konkreten Vorstellungen. Nicht das Unerwartete wird gesucht, sondern das Vertraute, das Gewohnte, zwar in stets neuem Gewand, im Kern aber gleich. Nicht Neugier und Wagemut bestimmen das Handeln, sondern der Wunsch, einen kreativen Prozess fest im Griff zu haben, von der Idee bis zum fertigen Produkt.“

Wie wohl jede Autorin und jeder Autor habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht, aber auch negative: So habe ich einmal mit einer Redaktion und zweimal mit einer Produktionsfirma gut zusammengarbeitet. Die Gespräch waren freundlich, wertschätzend und konstruktiv, in einem wurde mir ein Vertrag zugesagt. Doch plötzlich war der Kontakt weg. Keine Antwort auf meine Mails, keine Reaktion auf meine Anrufe, oder wenn ich doch einmal die entsprechende Person ans Telefon bekam, dann war sie gerade in einer Besprechung oder unterwegs oder sonstwo und wollte mich zurückrufen. Was aber nie geschah.

Wieso ist das so? Wieso wird mit AutorInnen oftmals so umgegangen (mit anderen Kreativen vielleicht auch, das weiß ich nicht, ich kenne nur die Autorenperspektive)?
„Ein Film von…“ – Von wem ist ein Film nochmal?
Vor einigen Jahren war ich auf „Tatort Eifel„, eine hervorragende Veranstaltung für Krimimacher und –macherinnen. Dort gab es eine Premiere. Nach dem Film standen ein Moderator, der Regisseur, der Redakteur, ein Schauspieler und der Autor auf der Bühne, der Autor ganz außen. Der Moderator moderierte und parlierte, stellte enthusiastisch den Regisseur vor, den Redakteur, der ständig von „meinem Film“ sprach, und den Schauspieler und wollte schon weiter im Text als ihm plötzlich einfiel, dass da ja noch jemand steht, „ach ja, und das hier…“, er schaute auf seinen Karteikarten nach einem Namen, „…das hier…“, auch auf der letzten Karteikarte keiner, „…das hier ist der Autor, gut, wo waren wir stehen geblieben, ach ja, bei dem hervorragenden Regisseur…“. Der Autor wirkte angepisst. Verständlicherweise.

Vor ein, zwei Jahren sah ich den allerersten Tatort: „Taxi nach Leipzig“. Im Vorspann steht ganz groß „Ein Film von…“ und dann kommen die Namen des Autors und des Regisseurs. Im Abspann steht ganz groß „Ein Film von…“ und dann steht dort der Name des Autors. Nicht der des Regisseurs. Was ist seit dem geschehen?

Warum werden AutorInnen manchmal gar nicht mehr erwähnt? Warum findet eine solche Fixierung auf die Regisseure statt?
Wie sehr beeinflusst der Umgang mit AuroInnen ihr Schreiben und die Qualität ihrer Drehbücher?
Und hat die geringe Wertschätzung von AutorInnen unmittelabr etwas mit der Qualität der Drehbücher zu tun? Anders gefragt: Wären Drehbücher besser, wenn anders mit AutorInnen umgegangen würde?

Auch wenn es noch viele weitere Gründe gibt, die die Qualität von Drehbüchern und das Schreiben der AutorInnen beeinflusst, scheint der Umgang mit ihnen ein wesentlicher zu sein, wenn man sich die Antwort anschaut, die die Produzentin der dänischen Serie „Borgen“ Camilla Hammerich in einem Interview auf die Frage gibt, wie wichtig die Rolle des Drehbuchautors ist:
„Alle verfolgen eine Vision, und das ist die des Autors.“

Der Autor ist das Herzstück, das innere Geheimnis des Erfolgs. Daher wird er vom Sender DR festangestellt und hat inhaltlich das letzte Wort. Alle verfolgen „eine Vision“, wie wir es nennen, und das ist die des Autors. Wir haben bei „Borgen“ alle für Adam Price gearbeitet und versucht, seine Vision umzusetzen. Das geht vor allem deshalb, weil der DR fast 90 Prozent des Budgets der Serie bestreitet. Das bedeutet, dass nur wenige Koproduzenten beteiligt sind und ganz wenige Leute Entscheidungen treffen…insgesamt ist der Autor sehr frei in seinen Entscheidungen.