In einem etwas älteren Artikel in der FAZ beschreibt Markus Stromiedel seine Erfahrungen, die er als Autor mit Produktionsfirmen, Redaktionen und Verlagen gemacht hat. Kurz zusammengefasst: VerlagsautorInnen wird mit Wertschätzung begegnet –
„Herzlichen Dank, dass Sie uns Ihr Werk anvertrauen.“
– FernsehautorInnen nicht, ganz im Gegenteil:
FernsehautorInnen sind Erfüllungsgehilfen der Vorstellungen vieler Macher und Entscheider.
„Doch die negativen Erlebnisse sind symptomatisch für einen Geist, der in der Fernsehbranche herrscht und der meines Erachtens schuld daran ist, dass wir mit unserem fiktionalen Fernsehprogramm Zuschauer verlieren, schleichend, aber deutlich. Im Selbstverständnis vieler Macher und Entscheider sind Fernsehautoren Erfüllungsgehilfen ihrer eigenen konkreten Vorstellungen. Nicht das Unerwartete wird gesucht, sondern das Vertraute, das Gewohnte, zwar in stets neuem Gewand, im Kern aber gleich. Nicht Neugier und Wagemut bestimmen das Handeln, sondern der Wunsch, einen kreativen Prozess fest im Griff zu haben, von der Idee bis zum fertigen Produkt.“
Wie wohl jede Autorin und jeder Autor habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht, aber auch negative: So habe ich einmal mit einer Redaktion und zweimal mit einer Produktionsfirma gut zusammengarbeitet. Die Gespräch waren freundlich, wertschätzend und konstruktiv, in einem wurde mir ein Vertrag zugesagt. Doch plötzlich war der Kontakt weg. Keine Antwort auf meine Mails, keine Reaktion auf meine Anrufe, oder wenn ich doch einmal die entsprechende Person ans Telefon bekam, dann war sie gerade in einer Besprechung oder unterwegs oder sonstwo und wollte mich zurückrufen. Was aber nie geschah.
Wieso ist das so? Wieso wird mit AutorInnen oftmals so umgegangen (mit anderen Kreativen vielleicht auch, das weiß ich nicht, ich kenne nur die Autorenperspektive)?
„Ein Film von…“ – Von wem ist ein Film nochmal?
Vor einigen Jahren war ich auf „Tatort Eifel„, eine hervorragende Veranstaltung für Krimimacher und –macherinnen. Dort gab es eine Premiere. Nach dem Film standen ein Moderator, der Regisseur, der Redakteur, ein Schauspieler und der Autor auf der Bühne, der Autor ganz außen. Der Moderator moderierte und parlierte, stellte enthusiastisch den Regisseur vor, den Redakteur, der ständig von „meinem Film“ sprach, und den Schauspieler und wollte schon weiter im Text als ihm plötzlich einfiel, dass da ja noch jemand steht, „ach ja, und das hier…“, er schaute auf seinen Karteikarten nach einem Namen, „…das hier…“, auch auf der letzten Karteikarte keiner, „…das hier ist der Autor, gut, wo waren wir stehen geblieben, ach ja, bei dem hervorragenden Regisseur…“. Der Autor wirkte angepisst. Verständlicherweise.
Vor ein, zwei Jahren sah ich den allerersten Tatort: „Taxi nach Leipzig“. Im Vorspann steht ganz groß „Ein Film von…“ und dann kommen die Namen des Autors und des Regisseurs. Im Abspann steht ganz groß „Ein Film von…“ und dann steht dort der Name des Autors. Nicht der des Regisseurs. Was ist seit dem geschehen?
Warum werden AutorInnen manchmal gar nicht mehr erwähnt? Warum findet eine solche Fixierung auf die Regisseure statt?
Wie sehr beeinflusst der Umgang mit AuroInnen ihr Schreiben und die Qualität ihrer Drehbücher?
Und hat die geringe Wertschätzung von AutorInnen unmittelabr etwas mit der Qualität der Drehbücher zu tun? Anders gefragt: Wären Drehbücher besser, wenn anders mit AutorInnen umgegangen würde?
Auch wenn es noch viele weitere Gründe gibt, die die Qualität von Drehbüchern und das Schreiben der AutorInnen beeinflusst, scheint der Umgang mit ihnen ein wesentlicher zu sein, wenn man sich die Antwort anschaut, die die Produzentin der dänischen Serie „Borgen“ Camilla Hammerich in einem Interview auf die Frage gibt, wie wichtig die Rolle des Drehbuchautors ist:
„Alle verfolgen eine Vision, und das ist die des Autors.“
Der Autor ist das Herzstück, das innere Geheimnis des Erfolgs. Daher wird er vom Sender DR festangestellt und hat inhaltlich das letzte Wort. Alle verfolgen „eine Vision“, wie wir es nennen, und das ist die des Autors. Wir haben bei „Borgen“ alle für Adam Price gearbeitet und versucht, seine Vision umzusetzen. Das geht vor allem deshalb, weil der DR fast 90 Prozent des Budgets der Serie bestreitet. Das bedeutet, dass nur wenige Koproduzenten beteiligt sind und ganz wenige Leute Entscheidungen treffen…insgesamt ist der Autor sehr frei in seinen Entscheidungen.