Writersroom – Fluch oder Segen?

Der folgende Text ist ein Gastbeitrag von Andrej Sorin und gibt interessante Einblicke in den Alltag eines Writers‘ Rooms. Vielen Dank dafür, Andrej.

Im Sommer 2017 wurden über den Mail-Verteiler der Filmakademie Baden-Württemberg Autoren für eine Multicam-Sitcom gesucht, die im Writers‘ Room entwickelt werden sollte. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt viele Projekte auf dem Tisch hatte, entschied ich mich dennoch mitzumachen. Nicht nur weil ich ein großer Sitcom-Fan bin, sondern weil mich der Begriff „Writers‘ Room“ so fasziniert: Alle sprechen davon, kaum einer macht das. Das war meine Einschätzung – zumindest an den Filmhochschulen. Also schrieb ich der Produzentin eine Mail und machte auf meinem Schreibtisch Platz für ein weiteres Projekt.

Viele Köche versalzen nicht immer die Suppe.

Vor meiner Zeit beim Film arbeitete ich als Werbetexter in einer großen Agentur – dort hat jeder Texter seinen „Art-Partner“, mit dem er „brainstormen“ und sich die Bälle hin und her werfen konnte. Oft haben sich dann mehrere Teams zusammengeschlossen und sich gemeinsam Werbefilme, Radiospots oder Marketing-Aktionen ausgedacht. Als ich dann an die Filmhochschule kam, lernte ich schnell, was es heißt, an einem Drehbuch zu arbeiten: Man sitzt tagelang alleine mit seinem Laptop und grübelt über seine Geschichte nach. Auch wenn ich diese einsamen Stunden alleine mit meiner Story wirklich sehr schätze, muss ich mir doch eingestehen, dass man irgendwann an seine Grenzen stößt – nicht nur in dramaturgischer Sicht.

Bei der Arbeit an der Sitcom Zum Goldenen Lama hatte ich wieder ein Team, mit dem ich die Höhen und Tiefen der Story-Entwicklung durchmachen konnte. Gemeinsam mit der Produzentin/Autorin Helena Hoffmann und dem Autor Peter Furrer haben wir die Figuren und die Welt kreiert und anschließend überlegt, welche Geschichten in diesem Kosmos spielen und welche Konflikte und Abenteuer unsere Figuren erleben könnten.

Geteilte Schreibblockade ist halbe Schreibblockade.

Die Vorteile eines Writers‘ Rooms liegen auf der Hand: man ist nicht alleine. Wenn man mal in der Story feststeckt und einfach nicht weiterkommt, ist die Chance, dass einer der Co-Autoren die passende Lösung parat hat, einfach viel höher. Alle Beteiligten sind auf dem gleichen dramaturgischen Stand, kennen die Figuren, die Welt und die Prämisse. Dadurch diskutiert man auf einem höheren Niveau und kommt effizienter ans Ziel. Man arbeitet effizienter, zielorientierter und kreativer.

Als das Buch grob stand, haben wir zusätzlich zu zwei Writersroom-Sessions geladen, bei dem wir mit 6-8 weiteren Autoren an der Gag-Dichte gearbeitet haben. Jeder sollte frei von der Leber einen Witz erzählen, Dialoge umschreiben, Szenen ändern. Alles war erlaubt – Hauptsache es war witzig.

Kein Platz für das Ego

Doch das Konzept des Writers‘ Rooms hat seine Voraussetzungen. Neben dem Handwerk sollten alle Beteiligten vor allem eins können: im Team arbeiten. Wenn die anderen beiden Autoren meine Idee nicht gut fanden, dann war sie es wahrscheinlich auch nicht. So etwas persönlich zu nehmen oder auf Biegen und Brechen seine Ideen durchzusetzten, stört einfach den Arbeitsfluss und die Kreativität. Ein Regisseur, der unbedingt von seinem krebskranken Hamster erzählen und keine anderen Ideen gelten lassen will, wird es da schwer haben. Erst wenn alle sich drauf einigen, dass der „kreative Flow“ und das fertige Buch im Zentrum stehen und nicht der Einzelne, erst dann kann man im Writers‘ Room etwas von Wert schaffen.

Bei uns hat das glücklicherweise bestens funktioniert. Es hat sogar so gut funktioniert, dass wir schon die nächste Idee für eine Sitcom haben (die uns bei einem der Brainstorming-Sessions gekommen ist), die wir nach dem Dreh weiter entwickeln werden.

Unsere Sitcom Zum Goldenen Lama

Doch was uns der Wirters‘ Room wirklich gebracht hat, werden wir am 24.03.18 sehen. Nämlich dann, wenn die Pilotfolge vor Live-Publikum im Studio der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg aufgezeichnet wird. Werden die Leute unsere Figuren verstehen? Die Geschichte spannend finden? Und vor allem: Werden die Zuschauer über unsere Witze lachen?

Bis dahin gibt es alle wichtigen Infos auf unserer Facebook-Seite oder unter www.zumgoldenenlama.com. Wir würden uns auch über jede Unterstützung unserer Crowdfunding-Kampagne freuen. Jede Spende hilft, das studentische Projekt auf die Beine zu stellen. Außerdem gibt es tolle Rewards für alle Unterstützer.

 

Ein Kommentar

  1. Ralph Gluch

    Komme gerade zurück von der Aufzeichnung der 250. Episode von Big Bang Theory. Deshalb würde mich der Besuch der Aufzeichnung vom 24. 3. als (kleiner) Vergleich interessieren. Leider klappt es terminlich nicht. Aber bin gespannt darauf, wenn es einmal etwas zu sehen gibt.

    7. März 2018

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