Im Auge der Betrachteten – Wie wir Filme und Serien mit den Augen ihrer Protagonist*innen sehen

Früher hatte man eine Lieblingsserie. Aber das ist lange vorbei. Heute ziehen wir uns beim Frühstück eine Folge Modern Family rein, bingen wir am Wochenende den aktuellen Netflix-Hit, nehmen uns Zeit für einen gepflegten Breaking Bad-Rewatch, gehen Samstags ins Kino um den neuen Nolan zu sehen und freuen und am Sonntag Abend auf den ritualisierten Tatort. So viele, so unterschiedliche Geschichten und Held*innen – und wir fiebern mit jede*r auf ganz eigene Weise mit.

Die ersten Schritte der Figurenentwicklung

Figuren sind untrennbar mit der Handlung eines Drehbuchs verbunden, denn: Sie sind es, die die Handlung vorantreiben, Konflikte durchleben, Probleme ausloten und Repräsentanten der Welt sind, die wir in unserem Film oder unserer Serie erzählen wollen. Wie aber werden Haupt- und Nebenfiguren angelegt, welche Tiefe braucht eine Figur und was ist überhaupt eine Backstory? Characters … Weiterlesen

Jessica Jones: Genau wie ich, nur besser. Und ein bisschen schlechter.

Jessica Jones ist vielleicht nicht die anspruchsvollste Serie der letzten Jahre. Dafür wartet die aktuell viel beworbene Netflix-Produktion mit einer der coolsten und stylishsten Protagonistinnen auf. Umso mehr in der mit starken weiblichen Rollen dünn besiedelten Serienlandschaft. Umso noch mehr im mit Witzfiguren dicht besiedelten Marvel-Universum.  Aber wie kommt es, dass wir ausgerechnet die unzuverlässige, … Weiterlesen

Wie man Identifikation erzeugt – und wie nicht: Breaking Bad und True Detective

Ein Merkmal international erfolgreicher Qualitätsserien sind die ambivalenten Figuren, von denen sie erzählen. Ambivalente Figuren sind immer riskant: Kann sich das Publikum mit ihnen identifizieren – mit Figuren, die moralisch verwerflich handeln, die böse sind? Ja, natürlich kann es das. Voraussetzung ist, dass die Figuren Identifikationspotenzial haben. Eine gute Möglichkeit, eine ambivalente Figur mit Identifikationspotenzial … Weiterlesen

Gefühlskalte und gefühllose Figuren

Saga Norén aus der Krimi-Serie „Die Brücke – Transit in den Tod“ und Helen Dorn aus der gleichnamigen ZDF-Krimireihe sind ähnliche Figuren: Beide haben Probleme, Gefühle zu empfinden und Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen. Warum funktioniert Saga Norén, Helen Dorn aber nicht? Saga ist gefühlskalt, Helen gefühllos: Saga leidet unter ihrer Unfähigkeit, sie hätte gerne … Weiterlesen

Grundlagen II: Was ist eine Geschichte und wie funktioniert sie?

Drei Antworten auf die Frage, was eine Geschichte ist und wie sie funktioniert: Die Antwort der figurenzentrierten Dramaturgie: Eine Geschichte ist ein dreidimensionales Abbild des Menschseins. Sie erzählt von Veränderungen in drei Welten: der äußeren Welt der Handlungen, der emotionalen Welt der Beziehungen und der inneren Welt der Identität. Und von den wechselseitigen Abhängigkeiten dieser … Weiterlesen

Für mehr Empathie und weniger Identifikation

Es ist spannend, Motivation dem Betrachter bis zum Schluss vorzuenthalten, wie das Tatmotiv im Krimi. Es ist spannend, sie so früh wie nur möglich zu vermitteln, wenn sie sich aus dem Einsatz speist und den Protagonisten zum Handeln zwingt. Sie zu kennen ist dann wichtig, für die Empathie und Identifikation des Betrachters – und dadurch … Weiterlesen