Hinweis: »Märchen, Mythen, Netflix«

In meinem neuen Buch Märchen, Mythen, Netflix – Zum Arbeiten mit populären Narrativen in der Psychotherapie berichte ich von realen Fällen aus meiner psychotherapeutischen Praxis, in deren Therapie bestimmte Geschichten aus der Popkultur eine zentrale Rolle bei der Selbstexploration, Selbsterkenntnis und Problembewältigung der Patient*innen gespielt haben.

Im Auge der Betrachteten – Wie wir Filme und Serien mit den Augen ihrer Protagonist*innen sehen

Früher hatte man eine Lieblingsserie. Aber das ist lange vorbei. Heute ziehen wir uns beim Frühstück eine Folge Modern Family rein, bingen wir am Wochenende den aktuellen Netflix-Hit, nehmen uns Zeit für einen gepflegten Breaking Bad-Rewatch, gehen Samstags ins Kino um den neuen Nolan zu sehen und freuen und am Sonntag Abend auf den ritualisierten Tatort. So viele, so unterschiedliche Geschichten und Held*innen – und wir fiebern mit jede*r auf ganz eigene Weise mit.

Erster Eindruck: Systemsprenger

Systemsprenger ist ein großartiger, schmerzhafter, weitgehend realistischer Film über ein Kind mit einer schweren Bindungsstörung und die Lücken in unserem sozialpädagogisch-psychiatrischen Versorgungssystem. Allerdings ist der Film potentiell auch sehr triggernd, durch die Darstellung von Traumatisierung, emotionaler Vernachlässigung und Gewalt. Insofern ist der Film dringend allen zu empfehlen, die sich so etwas ansehen können – allen anderen ist dringend davon abzuraten. Nachdem das gesagt ist, hier mein – weitgehend spoilerfreier – erster Eindruck.

Es gibt nur einen Gott – und sein Name ist Tod: Zum Arbeiten mit populären Narrativen in der Psychotherapie

In der Psychotherapie gibt es eine lange Tradition des Rückgriffs auf Mythen und andere klassische Narrative, um dem Patienten Einsicht in unbewusste, möglicherweise krankmachende, Prozesse zu ermöglichen. Das Erzählen von Geschichten ist eine anthropologische Konstante, die das Funktionieren und die Weiterentwicklung von Gemeinschaften sowie des Individuums im sozialen Kontext der Gemeinschaft sichert.

MINDHUNTER: Die Figur des »Psychokillers« und wie man sie versteht

Als mir vor einigen Monaten ein Leser die Netflix-Serie Mindhunter empfahl, hatte ich nur den Trailer gesehen und erst einmal Desinteresse bekundet, da mir das Ganze schien, wie die typische »FBI jagt durchgeknallten Psychokiller«-Geschichte. Das Problem mit dieser Art von Geschichten ist die so oberflächliche wie unhinterfragte Gleichsetzung von »Psycho« (also dem Hinweis auf psychische Krankheit) und »Killer« (also Kriminalität).

TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT (1+2): Welche Verantwortung haben Autor*innen?

Die Schöpferkraft eines Autors folgt leider nicht immer seinem Willen; das Werk gerät, wie es kann, und stellt sich dem Verfasser oft wie unabhängig, ja wie fremd, gegenüber. (Sigmund Freud) Wie auch immer man über die vieldiskutierte Netflix-Serie TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT (13 REASONS WHY) denkt, eines ist wohl unstrittig: Sie regt zum Nachdenken an … Weiterlesen

The Golden Age of Psychology on Television – An Introduction to Psychopathology in Movies and TV Series

filmschreiben.de-Autor Dr. Niklas Gebele hat auf seinem Charakterneurosen-Blog das sehr lesenswerte Manuskript eines Vortrags veröffentlicht, den er krankheitsbedingt leider nicht wie geplant beim Interdisciplinary College 2018 halten konnte: „As we witness the Golden Age of Television, we are confronted with a huge amount of well written, complex, and psychologically developing characters in movies and – … Weiterlesen

Psychologische Grundkonflikte VII – Identität

Beide, meine Frau und meine Tochter, halten mich für einen totalen Verlierer. Und, sie haben recht. Ich habe etwas verloren. Ich bin mir nicht ganz sicher, was es ist, aber ich weiß, ich habe mich nicht immer so gefühlt. So betäubt! Aber wissen sie was? Es ist niemals zu spät, es sich zurückzuholen! Lester Burnham … Weiterlesen

Psychologische Grundkonflikte VI: der ödipale Grundkonflikt „Verleugnung vs. Dramatisierung von Geschlechtlichkeit“

Tears aren’t a woman’s only weapon. The best one’s between your legs. Learn how to use it. Cersei Lannister (Lena Headey) in GAME OF THRONES, Staffel 2, Episode 9 (USA, 2012) Dieser Artikel behandelt einen der sieben psychologischen Grundkonflikte und baut damit auf meinen allgemeinen Ausführungen zur Psychodynamik auf. Ebenfalls bereits erschienen sind Artikel zum … Weiterlesen

Erzählen in der Therapie, Erzählen als Therapie – Ein Aufruf zur Diskussion an die filmschreiben-Community

Die Schöpferkraft eines Autors folgt leider nicht immer seinem Willen; das Werk gerät, wie es kann, und stellt sich dem Verfasser oft wie unabhängig, ja wie fremd, gegenüber. – Sigmund Freud [1] Liebe Filmschreibende, als Psychotherapeut darf ich tagtäglich Zuhörer, Zeuge und Co-Autor der interessantesten, intensivsten und wahrsten Geschichten sein, die Menschen erzählen können – ihrer … Weiterlesen

Psychologische Grundkonflikte V: Über-Ich- bzw. Schuldkonflikt

„Meinen Sie damit, dass der Mord an Ihrem Vater auf die Rassenfrage zurückgeht?“ – „Sicher, worauf denn wohl sonst? Alle Probleme hier gehen doch auf die Rassenfrage zurück, nicht nur Verbrechen. Arbeitslosigkeit, Aids, Einwandererschwemme, das sind Probleme der schwarzen Bevölkerung, der hispanischen Bevölkerung, der asiatischen Bevölkerung, das sind keine weißen Probleme.“ Derek Vinyard (Edward Norton) … Weiterlesen

Psychologische Grundkonflikte IV: Selbstwert

Ich bin ein riesen Leuchtturm, Mann! Ich habe für Dich geleuchtet, ich leuchte für Dich, ich erlösche nie. Ich erlösche nie! Robert Boyd (Christian Slater) in VERY BAD THINGS (USA, 1998). Dieser Artikel behandelt einen der sieben psychologischen Grundkonflikte und baut damit auf meinen allgemeinen Ausführungen zur Psychodynamik auf. Ebenfalls bereits erschienen sind Artikel zum … Weiterlesen