HOMELAND, BORGEN, DOWNTOWN ABBEY und die anderen Qualitätsserien sind in Wirklichkeit gar nicht besser als deutsche Serien – findet Carl Bergengruen, aktueller Geschäftssführer der MFG Baden-Württemberg, im SPIEGEL:
„Aber ein künstlerisches Wagnis, das besonderen Mut von den Machern erfordert, sind diese drei Serien nicht. In Wirklichkeit revolutioniert keine davon das Fernsehen. Weder thematisch, noch ist die Erzählweise dieser Serien revolutionär. Alle drei sind klassisch-chronologisch erzählt, ohne experimentelle Dramaturgie oder Bildsprache. Damit erübrigt sich dann auch die Behauptung, dass deutsche TV-Redakteure zu ängstlich seien, um derlei Serienstoffe anzunehmen. Im Gegenteil, sie suchen solche gut gemachten Sujets für Deutschland.“
Damit reagiert er auf einen SPIEGEL-Artikel von Georg Diez und Thomas Hüetlin, die das anders sehen:
„Das ist Fernsehen für das frühe 21. Jahrhundert. Verunsicherndes Fernsehen, verstörendes, kluges, ernsthaftes, erwachsenes Fernsehen, Fernsehen, das uns näher an das Wesen unserer Zeit bringt als Bücher, Filme, Computerspiele. […] Unvorstellbar natürlich für die meisten deutschen Fernsehschaffenden, die es vorziehen, Publikum und Medium im Stillen zu verachten“
Bernd Graff hält in der Süddeutschen Zeitung die Kritik am deutschen Fernsehen von Diez und Hüetlin ebenfalls für übertrieben und erklärt, warum deutsche Serien gar nicht so gut sein können wie amerikanische (wofür wieder einmal die Nazis herhalten müssen):
„Denn sie unterschlägt, dass es gewaltige ästhetisch-historische wie mentalitätsgeschichtliche Unterschiede zwischen hüben und drüben gibt, die andere Weisen der Erzählung, der Bild- und Personenführung bestimmen, erzwingen, ermöglichen.“
Der SPIEGEL-Beitrag und die zwei weiteren darauf bezogenen Beiträge sind schon lesenswert – weil in allen richtige Argumente stecken & Entschuldigungen. Ein Aspekt allerdings scheint mir vergessen: wenn es stimmt, dass Amerika ein Autoren-Fernsehen hat und Deutschland ein Redakteurs-Fernsehen ist, dann müsste man hier die Autoren stärken, indem man sie vom Nachmachen abhält. Denn noch immer (Gott sei Dank!) leben wir in verschiedenen Traditionen und Kulturen und das muss spürbar sein. Ich z.B. reduziere meinen Konsum von amerikanischen Filmen&Serien, weil mich deren unterschwellige Ideologie nervt. Und finden wir das amerikanische Zeug nicht vielleicht deshalb so gut, weil es den Exotik-Bonus hat, will sagen, wir können uns nie sicher sein, ob wir das wirklich tief verstanden haben…