Link: Der tägliche Tod

Die Welt der Tatorte, der Sokos, Polizeirufe, der Teams für Zwei, der Rentnercops und wie sie alle heißen ist ein gewohnheitsgesteuertes Universum herbeifantasierter, böser Machenschaften, voll von Pessimismus und Aggression. Charme, Großzügigkeit und Offenheit, Spaß an der menschlichen Diversität oder sogar Humor haben hier wenig Platz. Frank Zeller: Der tägliche Tod.

Frank Zeller schreibt in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche, Der tägliche Tod, über deutsche Fernsehkrimis bzw. das deutsche Krimifernsehen und problematisiert den ständigen Blick ins menschliche Dunkel: Jede Privatperson in einem Krimi sei verdächtig; der Held hingegen sei stets die Staatsgewalt. Referenz ist ihm dabei Siegfried Kracauers Von Caligari zu Hitler – eine sehr gute Rezension davon findet sich bei Hans Helmut Prinzler.

Ein Kommentar

  1. Michael Füting

    Ich selbst habe fast 10 Jahre als Dramaturg des Krimis DER BULLE VON TÖLZ gearbeitet. In 70 Filmen haben wir es auf über 100 Tote gebracht. Ermordete. In Tölz selbst gibt es gar kein Kriminal-Kommissariat, das ist im benachbarten Weilheim für die ganze Region. Und in den 10 Jahren gab es dort nur zwei(!) Mordfälle. Wenn jemand sich die Mühe machen würde und die Leichen der deutschen gesendeten TV-Krimis in einem Jahr zählen würde, dann wären das ein sehr Vielfaches der Leichen der deutschen Kriminal-Statistik. Jedes andere Filmgenre würde sich bei so häufigem Erscheinen totlaufen. Nicht aber der Krimi. Und das wissen die dafür verantwortlichen Redaktionen. Die Krimi-Fiktion ist aber nur eine Zuspitzung vom Alltagsdrama zum Mord. Autoren habe ich oft geraten, ihre Geschichten, die sie nicht losbringen konnten, zum Krimi umzufunktionieren. Das kann man fast mit jedem guten Drama relativ leicht. Ich rate dazu, aber es macht mich traurig. Und was sollen Kinder & Jugendliche eigentlich denken, wie es in unserer Welt zugeht…

    9. Januar 2019

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