Rückblick: 2018 für Film und Erzählung

2018 war bunt und steinig für Autorinnen und Autoren. Eine unvollständige Liste mit den verliehen Drehbuchpreisen, einigen der zu beklagenden Todesfälle von Kolleginnen und Kollegen weltweit, unterschiedlichsten Veranstaltungen zu den Themen Film, Schreiben und Dramaturgie, etwas Politik, und meinen persönlichen filmschreiben-Lieblingsartikeln.

Januar

Das Jahr begann für Erzählerinnen und Erzähler ohne Einladung zum deutschen Fernsehpreis. Drehbuchautorin Kristin Derfler, deren Brüder als bester Mehrteiler nominiert war (und gewann) beklagte auf Facebook die Ignoranz der Organisatoren, die aus Platzmangel Autorinnen und Autoren erst in der zweiten Einladungsrunde berücksichtigen wollten, wenn andere mögliche Gäste abgesagt hätten. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren veröffentlichte einen offenen Brief an die Stifter des Preises und die Organisatoren korrigierten ihre Haltung. Im Zuge der Empörung gründet sich die Initiative Kontrakt‘ 18. Den Preis für das beste Buch gewannen Hans-Christian Schmid und Bernd Lange für Das Verschwinden.

Februar

Im Februar werden Preise gewonnen. Der deutsche Drehbuchpreis geht an Autor Visar Morina für Exil. Die Rede des VDD-Vorstands Sebastian Andrae ist hier einsehbar. Im Zuge der Berlinale wird auch der Thomas Strittmatter Preis verliehen, gewonnen haben Gabriele Simon und Finn-Ole Heinrich mit Räuberhände. In Großbritannien gewinnt bei den BAFTAs James Ivory mit Call Me By Your Name den Preis für das beste adaptierte Drehbuch und Martin McDonagh mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri den Preis für das beste Originaldrehbuch. Schon im Januar war er bei den Golden Globes für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Thema sind auch #MeToo und Time’s Up.

Wir veröffentlichen im Februar einen Gastartikel von Andrej Sorin. Im Wendepunkt (PDF), der Zeitschrift des Verbands für Film- und Fernsehdramaturgie VeDRA, erscheinen Artikel von filmschreiben-Autorin Christine Pepersack und von mir.

März

Im März gibt es weitere Preise. Zum einen natürlich die international beachtete Oscarverleihung: wieder gewinnt James Ivory mit Call Me By Your Name; den Preis für das beste Originaldrehbuch gewinnt Jordan Peele mit Get Out. Zum anderen aber auch mit etwas weniger Publicity die Verleihung des österreichischen Carl-Mayer-Drehbuchpreises bei der Diagonale in Graz, wo Johannes Höß und Clara Stern mit Hacklerstreich gewinnen.

Außerdem ist Leipziger Buchmesse, wo das PEN-Zentrum Deutschland Lesungen von inhaftierten Autorinnen und Autoren und die Podiumsdiskussion »Meinungsfreiheit als Kampfbegriff« veranstaltet.

Ron veröffentlicht Das Storytelling-Handbuch.

April

Regisseur Miloš Forman, der an vielen seiner Filme auch als Autor gearbeitet hatte, stirbt am 13. April mit 86 Jahren. Über sein schwieriges Leben schreibt unter anderem die FAZ. Elfriede Jelinek veröffentlicht ihr Drehbuch Eine Partie Dame zum Lesen, Insa Wilke für die Süddeutsche ist ganz begeistert. Und filmschreiben-Autor Michael Füting veröffentlicht meinen diesjährigen Lieblingsartikel von ihm: »Ozons IN IHREM HAUS – ein Film für Filmschaffende«.

Angesichts der Studie »Audiovisuelle Diversität – Geschlechterdarstellung in Film und Fernsehen in Deutschland«, die im Zuge der Tagung FilmStoffEntwicklung auch bei uns Thema war, beschließt die ARD »Weichen für mehr Diversität« zu stellen. Eine Checkliste soll Bestandteil der Drehbuchentwicklung mit der Degeto werden. Bei der PEN-Jahrestagung in Göttingen geht es um Satire, Selbstjustiz in Bangladesch, sowie Meinungsfreiheit und die Neue Rechte in Deutschland.

Mai

In Cannes gewinnen der iranische Autor Jafar Panahi für Se rokh und die italienische Autorin Alice Rohrwacher für Glücklich wie Lazzaro den Preis für das beste Drehbuch.

Juni

Christine Nöstlinger stirbt am 28. Juni mit 81 Jahren. Julya Rabinowich schreibt einen Nachruf für die Zeit, Thomas Mießgang ebenfalls (letzterer ist auch ohne Z+ erreichbar).

Die Initiative Kontrakt ’18 veröffentlicht fünf Forderungen und eine Selbstverpflichtung für eine Besserstellung von Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren. Nicht nur für die Menschen hinter den Büchern, sondern dadurch auch für die Qualität der Bücher selbst. 95 Autorinnen und Autoren unterschreiben.

Egbert van Wyngaarden, Film- und Fernsehdramaturg sowie Drehbuchprofessor an der Macromedia in München veröffentlicht das Fachbuch Digitale Formatentwicklung: Nutzerorientierte Medien für die vernetzte Welt. Im neuen Wendepunkt (PDF) erscheint ein Artikel von filmschreiben-Autor Michael Füting. Und Dr. Niklas Gebele veröffentlicht meinen diesjährigen Lieblingsartikel von ihm hier bei filmschreiben: »TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT (1+2): Welche Verantwortung haben Autor*innen?«.

August

Gunther Witte, Fernsehredakteur, Dramaturg und Tatort-Erfinder, stirbt am 16. August im Alter von 82 Jahren. VDD-Vorstand Peter Henning veröffentlicht im VDD-Journal einen Nachruf. Die Film- und Fernsehdramaturgen Gunther Eschke und Rudolf Bohne veröffentlichen die überarbeitete Auflage ihres Fachbuchs Bleiben Sie dran! Dramaturgie von TV-Serien.

SEPTEMBER
Beim Fünf Seen Festival werden im Rahmen der Veranstaltungsreihe Fokus Drehbuch Autorin Silke Eggert und Autor und Regisseur Hans Weingartner für 303 mit dem DACHS-Drehbuchpreis ausgezeichnet. filmschreiben-Autor Alex Lauber veröffentlicht meinen diesjährigen Lieblingsartikel von ihm, ein Interview mit Dramaturg Tom Schlesinger.

Oktober

Kristl Philippi und Klaus Stern gewinnen für Wolf of Kassel den hessischen Drehbuchpreis. Der VDD veranstaltet mit der Federation of Screenwriters in Europe und der International Affiliation of Writers Guilds in Berlin die World Conference of Screenwriters. Es geht um die gesellschaftliche Bedeutung des Erzählens, wie bei PEN um Autorinnen und Autoren im Autoritarismus, und wie bei Pro Quote Film um Geschlechtergerechtigkeit. Apropos PEN: Die veranstalten auf der Frankfurter Buchmesse Diskussionen unter anderem zur Selbstzensur in Deutschland, der Situation in Polen, und jener in der Türkei.

November

Dieter Wellershoff stirbt am 3. November im Alter von 92 Jahren. Im Deutschlandfunk gibt es einen schönen Nachruf. Stan Lee, Comicautor und quasi Begründer des riesigen Marvel-Franchises, ist am 12. November im Alter von 95 Jahren verstorben. Einen Überblick über sein Leben und seinen Einfluss gibt es bei Associated Press. Drehbuch-Ikone William Goldman stirbt am 16. November im Alter von 87 Jahren. Einen Nachruf gibt es beispielsweise in der New York Times. Gloria Katz, zusammen mit ihrem Mann Autorin für George Lucas und Oscar-nominiert für American Graffiti, starb am 25. November im Alter von 76 Jahren. Einen Nachruf gibt es in der Washington Post.

In Berlin findet FilmStoffEntwicklung statt, eine Tagung des Verbands für Film- und Fernsehdramaturgie VeDRA. Ich berichtete ausführlich. In der Verbandszeitschrift Wendepunkt (PDF) veröffentliche ich den Artikel »Erzählung designen.«

Dezember

Autor Robert Köhler wird für Boje mit dem Drehbuchpreis Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Dramaturg Roland Zag veröffentlicht das Fachbuch Dimensionen filmischen Erzählens: Drehbuchschreiben für Film und Serie mit dem ‚human factor‘, das ich hier bespreche. Und ich veröffentliche meinen diesjährigen Lieblingsartikel von mir: »Abschied vom Drama: Gesellschaft erzählen«. Ach ja, das Drehbuch des neunten Star Wars-Teils wird auf dunkelrotem, nicht-kopierbaren Papier an Mark Hamill mit dem Privatjet geliefert.

filmschreiben wünscht allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch!

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