Link: Warum arbeitet ihr nicht mit uns?

Belinde Ruth Stieve, Erfinderin des Diversitäts-Tools NEROPA, macht in einem neuen Artikel Warum arbeitet Ihr nicht mit uns? – Protagonism is Propaganda for Privilege auf Ihrem Blog SchspIN auf einen Brandbrief an ARD-Programmdirektor Volker Herres aufmerksam, den Autorinnen ob des alarmierenden Geschlechterverhältnisses im Drehbuchgewerk formulierten:

Beim Primetime-Programm der Tatort- und Polizeiruf-Bücher stammten beispielsweise im Jahr 2018 lediglich 6,1% von Drehbuchautorinnen und 93,9% von männlichen Kollegen. Im Jahr zuvor war der Frauenanteil etwas höher (15,2% Autorinnen gegenüber 84,8% Autoren). Im Jahr 2016 lag das Verhältnis immerhin bei 23,2% gegenüber 76,8%. Das bedeutet, dass in den letzten drei Jahren von dem ohnehin mageren Frauenanteil nur noch ein Viertel übrig geblieben ist.

Unter dem Titel »Tatort Drehbuch« fordern die bisher 76 Unterzeichnenden eine 50%-Quote bis 2021 und bieten einen runden Tisch an, um gemeinsam eine Lösung mit diesem Ziel zu erarbeiten. Ich war überrascht, erst durch den SchSpin-Newsletter vom Brief zu erfahren. Auf der Seite des VDD findet sich dazu leider nichts – und auch von VeDRA würde ich mir eine Verbreitung wünschen. Unsere Aufgabe als Dramaturginnen und Dramaturgen ist es, Autorinnen und Autoren zu unterstützen, das muss ja nicht nur inhaltlich passieren. Auch Stieve wundert sich:

Soweit ich weiß haben die Intendant*innen noch nicht auf diesen Brief reagiert, und auch die Presse scheint das Thema noch nicht wirklich aufgegriffen zu haben, ich finde jedenfalls keine Artikel dazu. Auch erstaunlich ist, dass die weiblichen Vorstandsmitglieder des Drehbuchverbands VDD den Brief nicht unterschrieben haben, wie ein Vergleich der Namen ergibt.

Im verlinkten Artikel geht es außerdem um einen ähnlichen Brief britischer Autorinnen vom Februar 2018, der keine Forderungen enthielt, aber wohl auch durch die Unterstützung des betreffenden Berufsverbandes, der Writers‘ Guild of Great Britain, einen Prozess anstieß, der bis heute funktioniert und wirkt. Der Brief der deutschen Autorinnen und Autoren kann immer noch unterzeichnet werden: per Mail an info@tatort-drehbuch.de.

Nachtrag, 18.4.2019: In einem Interview, das auf der Seite planet-interview.de verfügbar ist, äußert sich Volker Herres zum betreffenden Brief: »Quotierungen im Bereich der Kreativität sind nicht zielführend.« Stattdessen sollen mehr Vernetzung, ein gesteigertes Problembewusstsein in den Redaktionen, und entsprechende Workshops helfen. Dazu wird er auch auf Nachfrage leider nicht konkreter und eine Bilanz der bisherigen Bemühungen, so es sie denn gab, mag er auch nicht ziehen.

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