Links: Der März ’19 im Erzählen

Seit Anfang des Jahres schreibe ich monatlich einen Rückblick, was in Film, Dramaturgie und Erzählen passiert ist. Für mich: um nicht immer alles zu verpassen. Und für unsere Leserinnen und Leser: weil ich vielleicht nicht der Einzige bin, der immer alles verpasst. Im März verstarb Autorenfilmerin Agnès Varda, es gab zwei 80. Geburtstage und ein dritter folgt morgen, der Rundfunkbeitrag wurde diskutiert und der Verband Deutscher Drehbuchautoren (und wohl nur der) hat sich über die neue Urheberrechtsrichtlinie gefreut. Die Wendepunkte im März:

Agnès Varda

Die französische Autorenfilmerin Agnès Varda ist am 29. März im Alter von 90 Jahren verstorben. Noch im Februar lief ihr Film Varda par Agnès auf der Berlinale und wurde mit dem Ehrenpreis Berlinale Kamera ausgezeichnet. Natürlich würde ich hier gern französische Artikel nennen, doch dafür fehlt mir Sprachenwissen. Entsprechende Kommentare sind herzlich willkommen. In der Washington Post gibt es einen Überblick über ihr Leben, die beiden Cheffilmkritiker der New York Times haben Nachrufe verfasst: The Filmmaker as Rigorous Friend und Showing Women Their Real Place in Movies. Auch in der Süddeutschen und in der Zeit finden sich Nachrufe.

Geburtstage: Schlöndorff und Coppola

Gleich drei 80. Geburtstage möchte hier erwähnen, wobei einer von ihnen noch um einen Tag in der Zukunft liegt. Volker Schlöndorff hatte am 31. März Geburtstag, der Deutschlandfunk führt ein Gespräch mit ihm, in der Süddeutschen gibt es Glückwünsche.

Am morgigen Sonntag wird außerdem Francis Ford Coppola ebenfalls 80 Jahre alt. Neben »Weltbürger« Schlöndorff schreibt die Süddeutsche auch über »Fieberträumer« Coppola, weitere journalistische Glückwünsche sind wohl erst ab morgen zu erwarten. Und auch eine fiktionale Figur wird 80 Jahre alt, ein Psychopath mit „KAPOW!“-Sprechblase: Batman. Im März 1939 erschien er zum ersten Mal in den Detective Comics #27. Happy Birthday!

Bertolt Brecht

Im März wurde der Zweiteiler Brecht im Fernsehen ausgestrahlt. Überblick und Kritik gab es dazu schon im Februar (vermutlich nach der Premiere auf der Berlinale) im Theater-Onlinemagazin nachtkritik.de: Soll man ihn freisprechen?. Spiegel Online ist wenig begeistert, es gibt einen möglicherweise hochinteressanten Artikel exklusiv für Spiegel+-Leser von Volker Weidermann, die Süddeutsche titelt: Der Schüler verfilmt den Meister.

Social Impact Entertainment

Vielleicht passend, vielleicht dreist im Anschluss an Brecht auf das Skoll Center for Social Impact Entertainment zu verweisen, einem neuen Institut der UCLA School of Theater, Film and Television. In kürzester Kürze: Geschichten verändern die Welt, sowieso, aber jetzt sollen sie das auch ganz gezielt. Einen Überblick gibt es auf der Skoll Center-eigenen Seite The State of SIE. Es gibt einen Gastbeitrag des Direktors auf TheWrap, einen Artikel in der LA Times und die Süddeutsche sagt: Gut ist längst nicht gut genug.

EU-Urheberrechtsrichtlinie

Nur ganz kurz, ich bin ob aller Frustration dazu des Themas etwas überdrüssig. Trotz all des offensichtlichen Redebedarfs wurden beide fragwürdigen Artikel der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie durchgewunken. Auf der Grundlage welcher Informationen will ich bei Gelegenheit noch herauskriegen, deren Fehlen und Falschinterpretation schien mir im Februar nämlich das größte Problem zu sein. Der VDD hat sich konsequent über alles gefreut, auch wenn sein Begriff der Urheberinnen und Urheber ein sehr einsamer ist. Diese Selbstsicherheit hätte ich auch gern. VDD: Schluss mit dem Alarmismus rund um die Upload-Filter!, VDD: Gemeinsamer Brief der europäischen Kreativbranche an das EU-Parlament, VDD: Ein JA für ein freies, kreatives Europa! Mit meiner Irritation bin ich in dieser Branche übrigens nicht alleine. Orlindo Frick schreibt im Februar in seinem Blog: Als Drehbuchautor gegen die Urheberrechtsreform?

Rundfunkbeitrag

Der Rundfunkbeitrag wird diskutiert. Einen Übrblick gibt der Deutschlandfunk: Kommt die Indexierung des Rundfunkbeitrages? und Index-Modell wird geprüft. Ein Interview mit dem Vorsitzenden der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten gibt es in der Süddeutschen. Die Süddeutsche lässt außerdem Prominente mit ihren Wünschen an das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen zu Wort kommen, und fragt: Was ist uns das öffentlich-rechtliche Programm wert?

Buchveröffentlichung

Hampton Fancher, Co-Autor von Blade Runner und und Blade Runner 2049, hat ein (schmales) Buch über das Drehbuchschreiben herausgegeben: The Wall Will Tell You: The Forensics of Screenwriting. Hier geht es zum Verlag. Hier geht es zu Fanchers Gastbeitrag bei Bang2Write.

Video-Empfehlungen

Die New York Times lässt Regisseure ihre Arbeit anhand einer ausgewählten Szene besprechen. Im März hat das unter anderem Jordan Peele, Autor und Regisseur von Get Out und Us getan: How Jordan Peele Builds Suspense in ‘Us’. Die anderen Videos der Reihe Anatomy of a Scene lassen sich hier einsehen.

Und: Der YouTube-Kanal Lessons from the Screenplay hat anlässlich dem Erreichen von einer Million Abonnenten ein interessantes und humorvolles – wen auch naheliegendes – Video über Charlie Kaufmans Adaptation gemacht: Unconventionally Conveying the Conventional.

Ein Kommentar

  1. Michael Füting

    Danke, echt!

    9. April 2019

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