Theorie tl;dr: Über Wort und Handlung

Too long; didn’t read: Texte aus Drehbuch-, Film- und Welttheorie, kurz, knapp, bündig zusammengefasst und auf ihren Wert fürs filmschreiben hin geprüft. Heute die Hinweise, die Hamlet in Akt III, Szene II für die Theatergruppe hat – und die so kurz sind, dass dieser Artikel wohl länger wird als das Original, doch mit dem offensichtlichen Vorteil, dass wir Shakespeare in unsere Theorie tl;dr-Reihe aufnehmen können.

In 140 Zeichen (Was ist das?):

#Shakespeare: »Lasst die #Handlung zu den Worten, die #Worte zur Handlung passen.« #Hamlet plädiert für emotionale Authentizität im Theater. — filmschreiben (@filmschreiben) 12. Mai 2016

In 50 Worten (Was ist das?): Hamlet weist die fahrende Theatergruppe an, ihr Schauspiel nicht zu übertreiben, nicht mit Gesten und besonders nicht mit Lautstärke, sonst hätte er Marktschreier an ihrer statt gerufen. Übertreibungen hätten kein Platz im Theater, dessen Zweck es doch vielmehr sei, die Realität wiederzugeben, und Tugend, Laster und Zeitgeist den Spiegel vorzuhalten.

Die Erkenntnis: Shakespeare wünscht sich ein naturalistischeres Schauspiel im Theater – falls er tatsächlich hier durch Hamlet spricht. Die Annahme, dass er hier mit seinen eigenen Worten das Theater seiner Zeit kommentiert halte ich zumindest für naheliegender, als dass seine und Hamlets Meinungen hier auseinandergehen.

Die Darsteller sollen nicht durch ihr Schauspiel Bedeutung suggerieren, wo sie nicht vorhanden ist. Hamlet weist hier die Schauspieler zurecht, doch wir können es auch auf uns Autoren beziehen: Emotionen lassen sich nicht fälschen, sie brauchen immer eine Grundlage, sonst wirkt das Schauspiel und damit die Handlung falsch und künstlich, kitschig – und verliert damit ihre Bedeutung für uns.

Das Zitat:

Suit the action to the word, the word to the action; with this special o’erstep not the modesty of nature: for any thing so overdone is from the purpose of playing, whose end, both at the first and now, was and is, to hold, as ‚twere, the mirror up to nature; to show virtue her own feature, scorn her own image, and the very age and body of the time his form and pressure.

Das letzte Wort:

Oh, it offends me to the soul to hear a robustious periwig-pated fellow tear a passion to tatters, to very rags, to split the ears of the groundlings, who for the most part are capable of nothing but inexplicable dumb-shows and noise.

William Shakespeare: Hamlet. Akt III, Szene II. Zu lesen zum Beispiel auf den Seiten des MIT.

We can cover that by a line of dialogue...

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