Links: Der Februar ’19 im Erzählen

Im Januar habe ich hier im Blog mit einem monatlichen Rückblick auf Film und Erzählen begonnen: Damit ich nicht immer alles verpasse und damit unsere deutlich aufmerksameren Leserinnen und Leser einen kleinen Überblick haben über das, was geschehen ist und sie doch längst erfahren haben. Der Februar war natürlich von Preisverleihungen bestimmt: Berlinale, Deutscher Drehbuchpreis, Grimme-Preis, WGA-Awards, Oscar-Verleihung. Um Geschlechtergerechtigkeit und die EU-Urheberrechtsreform ging es aber auch.

Preise

Die Drehbuchpreise der Writers‘ Guild of America gewannen Regisseur und Autor Bo Burnham mit Eighth Grade im Wettbewerb für das beste Orginaldrehbuch, sowie Nicole Holofcener und Jeff Whitty mit Can You Ever Forgive Me? im Wettbewerb für die beste Adaption – Vorlage war die gleichnamige Autobiographie der Fälscherin Lee Israel. Außerdem Ozzy Inguanzo und Dava Whisenant mit der Dokumentation Bathtubs Over Broadway. Eine Übersicht über alle Nominierten gibt es auf den Seiten der WGA. Auch der Deutsche Drehbuchpreis wurde verliehen: Beim Empfang des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren anlässlich der 69. Berlinale wurde Julian Radlmaier mit Blutsauger für das beste unverfilmte Drehbuch mit der Goldenen Lola ausgezeichnet.

Apropos Berlinale. Den goldenen Bären gewinnt Synonymes, Buch: Regisseur Nadav Lapid und Haïm Lapid. Der Silberne Bär für das Beste Drehbuch geht an Maurizio Braucci, Regisseur Claudio Giovannesi und Roberto Saviano, der auch Autor der Romanvorlage ist, mit La paranza dei bambini. Die Süddeutsche sagt: »Am Ende gewinnt tatsächlich der beste Film«. Dort gibts auch eine gute Besprechung von Fatih Akins Der goldene Handschuh, der leer ausgegangen ist, und François Ozons Grâce à Dieu, der mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Eine Übersicht über alle Gewinner gibt es auf den Seiten der Berlinale. Die darf sich übrigens gern deutlich eingehender mit den Zensurvorwürfen auseinandersetzen, die Ai Weiwei erhoben hat, als sie das bisher getan hat.

Die Grimme-Preise im Wettbewerb Fiktion gingen an den Film Familie Lotzmann auf den Barrikaden, u.a. an seinen Autor Sönke Andresen, und an die Serien Bad Banks, u.a. an ihren »Headautor, stellv. für das Autor*innen-Team« Oliver Kienle, Beat, u.a. an ihren Autor Norbert Eberlein, und Hackerville, u.a. an ihre Autoren Jörg Winger und Jonathan Young »stellv. für den Writers Room«. Einen Grimme Preis Spezial gab es für den Tatort Meta, u.a. seinen Autor Erol Yesilkaya. Herzlichen Glückwunsch! Die Jury-Begründungen finden sich auf den Seiten des Grimme-Preises. (Wer mag, kann jetzt schon zum Absatz über Geschlechtergerechtigkeit im Februar weiterscrollen.)

Bei den 91. Academy Awards gewannen Nick Vallelonga, Brian Hayes Currie, und Regisseur Peter Farrelly mit Green Book den Oscar für das beste Originaldrehbuch, sowie Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott und Regisseur Spike Lee mit BlacKkKlansman – nach der Autobiographie von Ron Stallworth – den Oscar für die beste Adaption. Alle Gewinner können derzeit auf den Seiten der Academy Awards eingesehen werden. Green Book gewann auch den Preis für den besten Film, ist aber (wie schon im Rückblick für den Januar bemerkt) nicht unumstritten: »Spike Lee was horrified ‘Green Book’ won best picture. He wasn’t the only one.« schreibt die Washington Post. Deren Filmkritikerin Ann Hornaday fragt allerdings: »Can we finally end the chapter on “Green Book”?« und »‘Green Book’ may not have deserved best picture, but did it deserve all the hate?«.

Drehbuchautor (Taxi Driver) und Regisseur (First Reformed) Paul Schrader war mit First Reformed in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch zum ersten Mal für einen Oscar nominiert. Er spricht über den Film und seine Arbeit daran im iheart-Podcast, bei dem ich es aber noch nicht geschafft habe, dass das Abspielen auch funktioniert. Hilfreiche Hinweise sind herzlich willkommen. Andere nominierte Drehbuchautoren kommen im Hollywood Reporter zu Wort: »’Roma‘, ‚Green Book‘ and More Screenwriters Talk Oscar Contenders‘ Journey From Script to Screen«. Und in der sehr interessanten Artikelserie »The Toughest Scene I Wrote« auf Vulture.com ging es im Februar unter anderem um BlacKkKlansman, First Reformed, und The Favourite, sowie den WGA-Gewinner Eighth Grade.

Geschlechtergerechtigkeit

Zurück zur Berlinale und damit zum Thema Geschlechtergerechtigkeit: Die ARD-Filmintendantin Prof. Dr. Karola Wille sprach, wie die ARD mitteilt, bei einem 3. Berlinale.Brunch vor »rund 100 Frauen aus der Film- und Fernsehbranche« über Gleichstellung, außerdem die Staatssekretärin für Bundes- und Europaangelegenheiten Heike Raab und Schauspielerin Maria Furtwängler. Furtwängler sprach über neue Studien ihrer MaLisa-Stiftung – eine frühere Studie war Thema beim Tag der Dramaturgie im November. Belinde Ruth Stieve hat letzten Monat in ihrem Blog Zahlen zu Geschlechterverhältnissen in deutschen Tatort-Produktionen und in deutschen Kinofilmen veröffentlicht. Eine bessere Nachricht: Highland 2, die Drehbuchsoftware von Drehbuchautor John August, bietet ein Werkzeug zur Geschlechteranalyse der Figuren an, wie der Newsletter TidBits schreibt.

EU-Urheberrechtsrichtlinie

Im Februar war auch die EU-Urheberrechtsreform großes Thema. Auch bei uns: Ich wunderte mich und wundere mich noch über die sehr undifferenzierte Haltung des Verbands Deutscher Drehbuchautoren zum umstrittenen Artikel 13. Statt die offensichtlichen Probleme diskutieren zu wollen dringt der im Februar nämlich auf einen Entschluss, erklärt trotz aller Bedenken alles stände doch zum Besten, und ärgert sich umgekehrt über die fehlende Differenziertheit des gewählten politischen Gegners. Ja, so sollten gesellschaftliche Verständigungsprozesse funktionieren.

Und sonst so:

Lesenswert fand ich einen Artikel über Film, Fiktion und wahre Begebenheiten am Beispiel von Vice: »Riskanter Handel mit gefühlten Wahrheiten« von SZ-Filmkritikerin Susan Vahabzadeh. Außerdem erschien die Februar-Ausgabe des Stichwort Drehbuch-Podcasts über Wir Kinder vom Bahnhof Zoo: »Der Writer’s Room der neuen Serie«. Und es erschien der neue Wendepunkt vom Verband für Film- und Fernsehdramaturgie (PDF) – Themen sind unter anderem Genrefilme, Writers‘ Rooms, und Essayfilm. Und dann freue ich mich schon auf das Biopic Tolkien, dessen erster Trailer im Februar erschien.

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