Erster Eindruck: Bird Box

Weil dramaturgische Analysen sehr zeit- und arbeitsaufwändig sind (und deshalb viel Geld kosten), und wir das nicht immer für diesen Blog leisten können, gibt es den Ersten Eindruck: Aktuelle Filme aus dem Kino und jetzt (neu!) auch aus dem Video on Demand, mit dramaturgischem Blick geschaut und vorgestellt. Unvollständig und selten detailliert, aber dafür ehrlich, spontan und aufs Wesentliche konzentriert. Heute: Bird Box, Buch: Eric Heisserer.

Abschied vom Drama: Gesellschaft erzählen

Die nächste Heldenreise fällt uns Erzählerinnen und Erzählern schwer. Schon bei FilmStoffEntwicklung 2016 suchte Alfred Behrens nach einer »Widerstand der Ästhetik« durch eine »Ästhetik des Widerstands«, die statt Individuen Kollektive erzählt. Roland Zag kritisierte bei FilmStoffEntwicklung 2018, in einer Welt, die von Ohnmachtsgefühlen und tatsächlicher individueller Ohnmacht bestimmt werde, sei der sich selbst befähigende Held anachronistisch. Ich selbst bezeichnete die Heldenreise und ihr Verständnis von Fähigkeit, Verantwortung und Schuld in meiner Diskussion von Opfererzählungen als zynisch.

Wendepunkt: Die ›decision to Act‹

Die Drei-Akt-Struktur einer dramatischen Erzählung hat zwei entscheidende Momente: Die Wechsel vom ersten in den zweiten und vom zweiten in den dritten Akt. Sie haben in verschiedenen Drehbuchtheorien verschiedene Namen und verschiedene Beschreibungen, ich möchte hier eine Beschreibung anbieten, die sich für mich am hilfreichsten erwiesen hat. Denn diese Momente sind nicht nur entscheidende Momente, es sind Momente der Entscheidung.

Mit diesen 7 Fragen meisterst Du deine Geschichte

Dramaturgie ist die Sprache, in der wir uns über Geschichten unterhalten. Verarmt diese Sprache, verarmt auch unsere Erzählkultur. Dramaturgie ist keine Wissenschaft, sie ist ein kreatives Spiel mit Mustern und Formen – und sie ist in demselben Maße auf frische Ideen angewiesen, wie das Erzählen selbst. Dramaturgie ist ein kreatives Spiel mit Mustern und Formen. … Weiterlesen

Wie viele Masterplots gibt es?

Ein Artikel, der kürzlich auf der Webseite des Monatsmagazins „The Atlantic“ erschien, dürfte Anhängern der Masterplot-Theorie neuen Auftrieb geben. Kulturpessimisten, die glauben, dass Roboter das Ende der Menschheit bedeuten, werden sich ebenfalls bestätigt sehen. Um es kurz zu machen: Unter Einsatz von intelligenten Maschinen haben Forscher der Universität von Vermont herausgefunden, dass es seit Anbeginn … Weiterlesen

Planting und Payoff: Lose Enden zusammenführen, ohne sich dabei zu verknoten

Wir nähern uns langsam dem Ende unserer Drehbucharbeit. Der Plot steht, die Figuren verfolgen ihre Ziele, Antagonisten stehen Protagonisten im Weg. Spätestens wenn wir den Midpoint unserer Handlung überwunden haben, ist es an der Zeit, alle offenen Fragen im Blick zu haben und in die Handlung einzuweben. Vielleicht haben wir im ersten Akt kunstvoll Rätsel … Weiterlesen

Plot vs. Story – Worüber Drehbuch-Gurus NICHT sprechen

Der Plot ist nur die Spitze des Eisbergs einer Geschichte
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Warum funktioniert Drehbuchtheorie, auch wenn sie auf dem Papier gut klingt, in der Praxis nur selten? Warum bedankt sich bei der Oscar©-Verleihung niemand bei Syd Field, Robert McKee oder Blake Snyder? Nein, es liegt nicht am Umschlag, der die falsche Laudatio enthält. Der Grund
ist vielmehr darin zu suchen, dass die meisten Drehbuch-Modelle sich zwar eifrig am Plot abarbeiten, wir als Autor*innen es aber mit einer Story zu tun haben. Und Himmel, was für ein Unterschied!

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Fragen, die man vor dem Beginn des Drehbuch Schreibens stellen sollte

Längst haben wir die Ideensuche abgeschlossen, die Story durch Logline, Outline, Plotten und Treatment greifbarer gemacht und uns ausführlich mit unseren Figuren beschäftigt. Zeit, die ersten Zeilen des Drehbuchs zu schreiben – endlich. Schließlich ist die ganze zermürbende Vorarbeit nun abgeschlossen. Aber ist sie das wirklich? Können wir uns nun hinsetzen und von vorne nach … Weiterlesen

Filmdramaturgie, Parallelerzählung, Flashback, Journalismus: Die Reportage »Schlechtes Versteck«

Filmdramaturgie kann sehr wertvoll für den Journalismus sein. Ein Beweis: Die Reportage »Schlechtes Versteck« von Lena Niethammer, die letzte Woche für den Alternativen Medienpreis nominiert wurde. Das Besondere: Die Parallelerzählung, die Flashback-Struktur, ganz wie in vielen großartigen (nicht-deutschen) Filmen des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Wobei diese Zeitangabe nicht ganz stimmt: Es ist bloß Hinweis auf das Buch, … Weiterlesen

Brothers: A Tale of Two Sons – Die Heldenreise im Videospiel

Genauso wie sich die Filmdramaturgie aus Theatertheorien speist, lassen sich ihre Erkenntnisse auch auf andere Erzählformen anwenden. Auf Videospiele zum Beispiel, das habe ich hier im Blog schon mehrfach dargestellt. Zeit für die Frage: Wie funktioniert eigentlich ein Videospiel von einem Filmemacher? Brothers: A Tale of Two Sons ist ein Videospiel des schwedischen Entwicklers Starbreeze, … Weiterlesen

Weltumspannend, Telepathisch, Pansexuell – so funktionieren international-interkulturelle Serien wie SENSE8

Eine Gruppe zunächst unbekannter Charaktere, Orte an allen Enden der Welt, ein sie verbindendes Ereignis. Serien, die sowohl verschiedene Kontinente als auch Kulturen und Denk- und Lebensweisen ausloten, funktionieren heute genauso gut wie vor 10 Jahren. Was bei Lost und Heroes viele Staffeln lang die Zuschauer an den Bildschirm fesselte, machen sich jetzt die Wachowskis … Weiterlesen

Warum sind einige Serien international erfolgreich – und andere nicht?

Woran liegt es, dass us-amerikanische Serien wie DIE SOPRANOS, BREAKING BAD, THE WIRE, HOUSE OF CARDS, GAME OF THRONES, MAD MEN und skandinavische Serien wie BORGEN, KOMMISSARIN LUND (beide aus Dänemark) und DIE BRÜCKE (eine dänisch-schwedische Koproduktion) international so erfolgreich sind? Endgültig kann natürlich niemand genau sagen, warum ein Film oder eine Serie erfolgreich ist … Weiterlesen